Mein FSJ Kultur
Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff, Grafik: Alice Hoins
Hallo ich bin Alice. Ich habe im Zeitraum 2020 bis 2021 mein Freiwilliges Soziales Jahr Kultur (auch FSJ Kultur genannt) beim Jüdischen Museum Berlin (JMB) in den Abteilungen Kindermuseum (ANOHA) und Bibliothek absolviert. Zu Beginn meines Jahres wusste ich nicht wirklich, was mich erwartet. Deshalb schreibe ich diesen Text für Bewerber*innen eines FSJ Kultur und für am JMB und ANOHA interessierte Leser*innen.
Was ist ein FSJ Kultur?
Bei einem Freiwilligen Soziales Jahr Kultur (FSJ Kultur) engagierst du dich für ein Jahr in einer Kultureinrichtung. In Berlin betreut dich in dieser Zeit die Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung (LKJ). Neben der Arbeit in der Kultureinrichtung absolvierst du fünf Bildungsseminare beim LKJ, bei denen du Infos von der LKJ bekommst und an einem Workshop deiner Wahl teilnimmst. Du arbeitest insgesamt 39 Stunden die Woche und bekommst dafür ein Taschengeld von 360 Euro. Die 26 Urlaubstage fühlen sich nach mehr an, auch wenn es weniger Urlaub als in der Schule ist.
Willkommen im JMB
Ich wurde sehr lieb von meiner Betreuerin aus dem Personalbereich begrüßt. Mit den anderen FSJler*innen und den Gedenkdiener*innen haben wir über den Vertrag und die Basics des JMB gesprochen. Mit Basics meine ich zum Beispiel die Zeiterfassung, wie die Schlüssel funktionieren und wie die Urlaube geregelt sind. Danach sind alle in ihre Bereiche gegangen. Anne (die zweite FSJlerin im ANOHA Team) und ich wurden von unseren Betreuerinnen im Büro vom Kindermuseum begrüßt. Wir führten ein kleines Kennenlerngespräch und haben eine Art Stundenplan für die erste Woche bekommen. Den restlichen Tag durften wir uns das Museum anschauen und unseren Arbeitsplatz einrichten.
Einarbeitungsphase und Beginn einer Routine
Am Anfang habe ich meine Betreuerin Nadja sehr viel begleitet und kleinere eigene Aufgaben erledigt. Dazu gehörten Meetings vorbereiten und Recherchen tätigen. Doch je länger ich da war, wurden meine Aufgaben umfangreicher und komplexer. Ich habe zum Beispiel die Schulungen von unseren Anohis (unsere Mitarbeiter*innen im ANOHA, auch Kommunikator*innen genannt) mit vorbereitet und betreut, Arbeitsmaterialien wie Papier, Stifte und IPads ausgegeben oder Fotoshootings und Filmdrehs begleitet.
Jüdisches Museum Berlin, Foto: Alice Hoins
Zur Begrüßung von meinen Kolleg*innen, den Anohis, habe ich dieses Bild von ihnen vor dem Kindermuseum gemacht.
Ab meinem zweiten Halbjahr habe ich angefangen zusätzlich in der Bibliothek zu arbeiten. Dort habe ich ein eigenes Projekt koordiniert bei dem auch andere Kolleg*innen beteiligt waren.
Die anderen Freiwilligen
Insgesamt fünf FSJler*innen und drei Gedenkdiener*innen arbeiteten im Zeitraum 2020 bis 2021 im JMB. In meinem Bereich, dem Kindermuseum (auch ANOHA genannt) waren wir zu zweit. Das war sehr schön, weil wir dadurch die Aufgaben aufteilen oder zusammen machen konnten. Außerdem war es schön jemand gleichaltrigen im Team zu haben. Ich wurde von einer Kollegin im Team und vom Personalbereich betreut. Allerdings waren die anderen Kolleg*innen auch immer sehr hilfsbereit. Mit meiner Betreuerin Nadja hatte ich jede Woche ein Gespräch, bei dem ich Sorgen, Probleme und meine anstehenden Aufgaben besprechen konnte.
Und dann Corona
Leider musste ich ab November 2020 ins Home Office (von zu Hause aus arbeiten), trotzdem hatte ich sehr viel Kontakt mit meinen Kolleg*innen im Team und die Gespräche mit Nadja fanden weiterhin (natürlich über Zoom) statt. Daher hat sich bis auf das kleine Gespräch zwischendurch im Büro nicht viel verändert. Trotzdem hatte ich Phasen, in denen ich weniger motiviert war, einfach weil ich allein von zuhause gearbeitet habe und auch meine privaten Kontakte nicht gut pflegen konnte. Ich war also sehr froh, wenn ich ab und zu wieder ins Büro gehen konnte, aber auch, wenn ich bei schlechtem Wetter einfach von zu Hause arbeiten durfte.
Die Bildungsseminare der LKJ fanden wegen Corona leider über Zoom statt. Allerdings finde ich, dass die LKJ für die Seminare ein gutes digitales Format gefunden hat. Bei meinem letzten Seminar hatte ich sogar einen Präsenztag, bei dem ich FSJLer*innen aus anderen Einsatzstellen getroffen habe.
Jüdisches Museum Berlin, Foto: Alice Hoins
Im Home Office habe ich Entwürfe für einen ANOHA Flyer angeschaut – später haben wir uns im Team besprochen und uns für einen Flyer entschieden.
Das eigene Projekt
Im FSJ Kultur steht auch ein Projekt an, das der*die Freiwillige selbstständig erarbeitet. Es ist möglich, dieses zu zweit oder zu fünft oder alleine zu machen. Es können sogar FSJler*innen aus verschiedenen Einsatzstellen zusammenarbeiten. Mein Projekt ist zum Bespiel der Text, den du gerade liest, zwei andere FJSler*innen aus dem JMB entwickelten ein Hörbuch. Es gibt also sehr viele Möglichkeiten.
Besonders lustige und einprägsame Momente
Ich habe viel erlebt bei meinem Freiwilligen Jahr im JMB. Ein paar Momente blieben mir besonders im Kopf:
- Mit meiner Chefin führte ich Luisa Neubauer durch das Kindermuseum.
- Über Zoom lernte ich eine Zeitzeugin des zweiten Weltkriegs und das von ihr geschriebene Buch kennen.
- Auf dem Dach der Holzarche schoss ich Fotos.
- Ich nahm an einem Uni Seminar über wissenschaftliches Lernen teil.
- Das Gefühl durch ein dunkles menschenleeres Museum zu laufen.